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Humanitäre Hilfe für Flüchtlingscamps in Bosnien und Herzegowina

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Créée par Christian Wahrheit

pour Dirk Planert

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Wir möchten, gemeinsam mit Dirk Planert und weiteren lokalen Akteuren, Spenden sammeln, die der Grundversorgung der Betroffenen in Vucjak dienen. Neben Lebensmitteln sollen Verbandszeug, Salben, Desinfektionsmittel, Schuhe und Taschenlampen, angeschafft werden. Dirk hat langjährige Erfahrung mit humanitären Aktionen, Hilfskonvois und dem Aufbau von Infrastruktur. Er gründete den Verein Help Srebrenica e.V. und ist seit den 90ern auf dem Balkan aktiv. 

 

Peer-Leader-International e.V. ist ein internationales Jugendnetzwerk zur Realisierung der Sustainable Development Goals (SDGs). 

 

Als einige unserer Peers vergangene Woche auf einem Seminar in Banja Luka (Bosnien und Herzegowina) waren, erreichte uns die Meldung über eine sich anbahnende humanitäre Katastrophe nicht weit entfernt. Am Samstag versuchten wir uns ein Bild von der Lage zu machen, wurden jedoch auf dem Weg dorthin von der hiesigen Polizei abgewiesen. Doch auch einige Kilometer vor Vucjak sahen wir etwa 100 bis 150 Flüchtlinge auf der Suche nach Nahrung, auf der Flucht vor der Polizei, teilweise verwundet, oft ohne Schuhe. In der Nähe des Camps sprachen wir mit dem Journalisten Dirk Planert, einem der wenigen mutigen Helfer vor Ort. 

 

 

Ein Lagebericht von Dirk Planert:  

800 Menschen auf ehemaliger Mülldeponie im Wald entsorgt

 

Polizei jagt Migranten / Deportatationen

 

Die Lage im bosnischen Bihac nahe der EU Grenze ist am 14. Juni dramatisch eskaliert. Kurz vor diesem Tag war es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Migrantengruppen auf den Straßen von Bihac gekommen. Hunderte campierten in leerstehenden Gebäuden, Parks und auf den Straßen. Es kam zu Übergriffen gegen Einwohner, Einbrüchen und Diebstählen. In der 40.000 Einwohnerstadt leben 6000 bis 8000 Migranten/Flüchtlinge (20% der Bevölkerung). Ein nur geringer Anteil Krimineller reichte, um die Situation explosiv zu machen. Man befürchtete, dass sich Teile der Bevölkerung gewalttätig zu Wehr setzen. Am Freitag 14. Juni wurden Migranten, die nicht im offiziellen Camp (Bira) der IOM untergebracht sind, von der Polizei in Busse gezwungen und 10 Kilometer außerhalb der Stadt in einem Wald abgeladen. Den letzten Kilometer bis zu ehemaligen Mülldeponie Vucjak mussten sie laufen. Seitdem sind dort etwa 800 Menschen in Zelten untergebracht. Aus dem Boden steigen laut Anwohnern Methangase auf. Es gibt keine medizinische Versorgung. Die Meisten der Migranten haben Hauterkrankungen, offene und entzündete Wunden an Füßen, Beinen und Armen. Dazu kommen teilweise starke Prellungen durch Knüppel der kroatischen Polizei. Es gibt keine Toiletten, keine Duschen, keinen Strom. Spezialeinheiten der Polizei durchkämmen die Stadt auf der Suche nach Migranten. Wen sie erwischen, der wird sofort nach Vucjak transportiert. Mittlerweile auch Menschen, die ihre Ausweise der IOM vorzeigen können und einen regulären Platz in einem Camp haben. Menschenrechts- und Hilfsorganisationen wird der Zutritt verweigert. Flüchtlinge der gesamten Balkanroute werden nach Bihac geleitet und hängen dann dort fest. Wer es bis in die EU schafft, darf dort nicht sein Recht auf einen Asylantrag wahrnehmen. In Slowenien und Kroatien kommt es zu sogenannten illegalen Push Backs. Die Flüchtlinge werden teilweise mit Gewalt zurück über die Grenze nach Bosnien getrieben. Einhellig berichten Migranten von Prügel durch die kroatische Polizei. Außerdem werden ihnen Rucksäcke, Smartphones (zur Orientierung), Geld und teilweise sogar die Schuhe abgenommen, bevor sie über die grüne Grenze zurückgeschoben werden. Es kommen immer mehr Menschen nach Bihac, nur wenige schaffen es bis nach Italien um von dort weiter zu reisen. Mit der Entscheidung der Stadt, die Menschen auf die Mülldeponie zu transportieren, ist das Fass nun übergelaufen. Die IOM (Internationale Organisation für Migration) weigert sich, die Kapazitäten in den Camps auszubauen. Wer keinen Platz bekommt, wird nicht versorgt. EU Gelder, die für die Versorgung nach Sarajevo geschickt werden, kommen nicht in Bihac an (Quelle: Bürgermeister Surhed Fazlic). Die Stadt ist völlig überfordert und wird erneut allein gelassen. Wie während der Einkesselung 1992-95. Ich war am 14. Juni in Bihac und habe beobachtet, wie etwa 300 Migranten in Busse gezwungen wurden. Dann bin ich den Bussen gefolgt. Angekommen auf der Müllkippe habe ich begonnen die Situation mit Fotos zu dokumentieren und habe mit einem First Aid kit sofort angefangen, die ersten Füße zu verbinden. Dann habe ich Geld organisiert und bin täglich in Apotheken zum Einkaufen und dann nach Vucjak, um Wunden zu desinfizieren und zu verbinden. Das waren 10 Tage Dauereinsatz. Leider musste ich dann abbrechen, um in Dortmund Geld für Miete etc. zu verdienen. Sobald ich das erledigt habe, fahre ich sofort wieder los. Da ich in der Stadt zeitgleich eine Fotoausstellung hatte und dort sehr bekannt bin, hatte ich viele Gespräche mit Einheimischen, dem Bürgermeister, dem Regierungspräsidenten und unzählige mit Migranten. Ich durfte den Polizeicheckpoint vor der Müllhalde passieren, weil einige der Polizisten Kriegskinder waren, die ich damals als humanitärer Helfer versorgt habe. Ich durfte jedoch nur mitnehmen was ich tragen konnte. Also nicht mit einem Transporter reinfahren. Die Menschen auf der Müllhalde brauchen sofortige Hilfe. Die Stadt Bihac muss sofort entlastet werden, damit es nicht zu einer weiteren (gewalttätigen) Eskalation kommt. • Bisher ist kein Cent der EU Gelder für Migranten in Bihac angekommen, Sarajevo behält das Geld. • Die IOM weigert sich, den Menschen in Vucjak zu helfen. Das gilt für alle nicht registrierten Flüchtlinge. • Das lokale Rote Kreuz besteht darauf, das Hilfsgüter nur von ihnen verteilt werden. Die Organisation „Bauern helfen Bauern“ durfte das Gelände nicht betreten. Die haben ihre Hilfsgüter wieder mitgenommen. Eine gute NGO wird ihre Hilfsgüter niemals dem Roten Kreuz überlassen. Die Korruption im Lande ist zu hoch, als dass man das tun könnte. • Kroatien und Slowenien müssen den Menschen Asylanträge ermöglichen, statt sie illegal zurück zu pushen. • Die Polizei in Bihac muss Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen den Zutritt erlauben. • Vucjak muss sofort geschlossen und die Menschen in Camps nach internationalem Standard gebracht werden. Lokale Journalisten sagen, das die IOM noch 100 Wohncontainer in Sarajevo gelagert hat. • Der Regierungspräsident des Kantons Mustafa Ruznic und Bürgermeister Surhet Fazlic brauchen sofortige finanzielle Unterstützung, damit die lokalen Organisationen weiterarbeiten können. Die Ausgaben müssen von EU Behörden kontrolliert werden. Europa schottet sich ab. Die Konsequenzen für Migranten sind nicht hinnehmbar und verstoßen gegen die Menschrechte. Ebenso ist die Bevölkerung von Bihac betroffen. Ein „normales“ Leben ist in einigen Bereichen nicht mehr möglich. Die Stimmung wird immer aggressiver. Die EU- und die deutsche Politik muss energisch einschreiten. Sofort!Die Deportationen auf die Müllhalde werden aktuell kontinuierlich fortgesetzt. Mittlerweile prügelt auch die bosnische auf Migranten ein. Das Signal ist klar: „Verschwindet“. Aber wo sollen die Menschen hin?Am Abend meiner Rückkehr meldet die Tagesschau sinkende Flüchtlingszahlen für Deutschland. Das Warum hat man verschwiegen. Der Preis dafür: Die Menschenrechte der Migranten und das friedliche Leben der Bürger in Bihac.

 

https://balkanstories.net/2019/06/26/800-menschen-auf-ehemaliger-mulldeponie-entsorgt/https://balkanstories.net/2019/07/02/endstation-vucjak/https://balkanstories.net/2019/07/02/es-ist-logisch-dass-das-eskalieren-musste/https://peerleaderinternational.wordpress.com/ (Neue Webseite in Arbeit)https://www.youtube.com/watch?v=z3g850GnP_A (Bericht über Dirk Planert)

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